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Fokusprojekt „Mehrörtigkeit“ – Praktiken und Prozesse multipler Ortsbindungen von mobilen Arbeitskräften
Auftrag:Eigenforschung
Kooperation:Centre for Urban Policy Studies, University of Manchester
Laufzeit:01/2015 – 12/2017

Aufbauend auf den Überlegungen zu einer zunehmenden „Verflüssigung“ (Bauman) von Strukturen unter den Bedingungen fortgeschrittener Globalisierung gehen wir davon aus, dass auch die Ortsbezüge von Individuen und Gruppen zunehmend komplexer werden und verschiedene Orte umspannen.

Eine zentrale Triebfeder dieser Entwicklung ist die Veränderung der Arbeitswelten. Stichworte sind hier veränderte Beschäftigungsverhältnisse aufgrund einer Flexibilisierung und Deregulierung der Arbeitsmärkte sowie die steigende Anforderung an die Mobilität der Arbeit-nehmer. Verstärkt durch die Veränderungen von Lebens- und Haushaltsformen nehmen temporäre Wohnaufenthalte und Pendelbewegungen – insbesondere über längere Distanzen sowie Staatsgrenzen hinweg – zu, während dauerhafte Migration tendenziell abnimmt (Schneider 2009, Kesselring/Vogl 2010, Voß 2010).

Vor diesem Hintergrund wurde vielfach argumentiert, dass sich die verringerte Planbarkeit von Berufswegen und Wohnorten negativ auf die Bindung an nur einen Ort auswirkt. Dabei wird einerseits befürchtet, dass z.B. Quartiere durch bröckelnde raumbezogene Identitäten ihrer Bewohner sowie durch sozio-strukturelle Veränderungen an Stabilität verlieren (u.a. Putnam 2000, Di Pasquale/Glaeser 1999); andererseits aber auch die Herausbildung neuer Formen der Bindung und des Zusammenlebens betont (vgl. „movement space“, Thrift 2004, Menzl 2011). Aufbauend unter anderem auf Literatur zum „grounding“ von hochmobilen Migranten (Walsh 2006, Plöger/Becker 2015) nehmen wir an, dass Verortungen sehr wohl stattfinden, sich allerdings als „Praktiken multipler Ortsbindungen“ immer weniger auf nur einen Ort beziehen.

Im vorliegenden Forschungsprojekt fokussieren wir uns auf die arbeitsbedingte Mobilität von mobilen Arbeitnehmern und ihren Haushalten und deren Bedeutung für Prozesse der räumlichen Verortung. Studien (van Riemsdijk 2014) weisen vermehrt auf den hohen Stellenwert des Arbeitsumfeldes - aufgrund der Funktion als soziale Schnittstelle - auf die (lokale) Verortung hin, weshalb wir hier den Arbeitsort als Ausgangspunkt der Untersuchung der alltäglichen Lebensführung mobiler Beschäftigter wählen (u.a. Kudera/Voß 2000).

Aus diesen Vorüberlegungen und Annahmen ergeben sich die Forschungsinteressen, aus denen wir die Forschungsfragen ableiten, die im Folgenden angerissen sind. Wichtige Aspekte sind die Relationalität der Ortsbezüge, alle Lebensbereiche erfassende Mobilität, die Bedeutung von „Ankerpunkten“ und das ortsbezogene Handeln. In einem ersten Schritt wird anhand von Interviews mit mobilen Beschäftigen untersucht, ob und in welcher Weise eine Integration an den relevanten Orten der Lebensführung stattfindet und welche Möglichkeiten dazu von der Stadtgesellschaft angeboten werden. Im zweiten Schritt wird der Blick auf Governancestrukturen gerichtet und der Frage nachgegangen, wie Lebensführungen mobiler Arbeitnehmer (und ihrer Haushalte) durch öffentliche und wirtschaftliche Akteure beeinflusst werden.

Das Projekt ist vergleichend angelegt und nimmt anhand von zwei Fallstudien in europäischen Großstädten (Manchester und Dortmund) unterschiedliche sozialräumliche, kulturelle, politische und institutionelle Kontexte der Praktiken mobiler Arbeitskräfte in den Blick.

Projektbezogene Publikationen

Becker, A.; Plöger, J.; Tippel, C. (2017): Mobility decisions of Skilled Professionals – the Role of Connections and Ties. In: Regional Studies Regional Science (eingereicht)

Plöger, J. (2016): High-skilled migrants, place ties and urban policy-making - Putting housing on the agenda. In: van Riemsdijk, M.; Wang, Q. (Hrsg.): Rethinking International Skilled Migration - A Place-Based and Spatial Perspective (Regions and Cities, 109). Routledge. Routledge: Abingdon/New York, 154-172.

Plöger, J.; Günther, F. (2016): Das andere Zuhause – Ortsbezüge hochqualifizierter Migranten. In: Standort, 40 (4), 228-233.

Plöger, J.; Becker, A. (2015): Social Networks and Local Incorporation – Grounding High-Skilled Migrants in two German Cities. In: Journal of Ethnic and Migration Studies, 41 (10), 1517-1535.

Dittrich-Wesbuer, A.; Kramer, C.; Duchene-Lacroix, C.; Rumpolt, P. (2015): Multi-local Living Arrangements: Approaches to Quantification in German Language Official Statistics and Surveys. In: Tijdschrift voor Economische en Sociale Geografie, 106 (4), 409–424.

Plöger, J.; Weck, S. (2014): Confronting Out-Migration and the Skills Gap in Declining Ger-man Cities. In: European Planning Studies, 22 (2), 437-455.

Dittrich-Wesbuer, A. & Plöger, J. (2013): Multilokalität und Transnationalität – Neue Heraus-forderungen für Stadtentwicklung und Stadtpolitik. In: Raumforschung und Raumordnung, 71 (3), 195-205.


Projektleitung:

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