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Passivhäuser erfolgreich planen und bauen. Ein Leitfaden zur Qualitätssicherung.


Von Berthold Kaufmann, Wolfgang Feist u.a.. Hrsg.: ILS - Institut für Landes- und Stadtentwicklungsforschung gGmbH

Dortmund 2003, 121 S. mit zahlr. Abb., Fotos

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Der Bau- und Wohnungssektor ist ein zentrales Handlungsfeld für Klimaschutzaktivitäten. Private Haushalte verbrauchen für Raumwärme und Warmwasserbereitung immerhin ein Drittel der gesamten Energie und verursachen einen hohen Anteil an CO2-Emissionen. Gerade der Gebäudebereich besitzt aber andererseits ein hohes technisches Einsparpotenzial. Moderne Bauweisen und eine innovative Haustechnik, die den Einsatz fossiler Brennstoffe weitgehend überflüssig machen, stehen dabei im Zentrum der Überlegungen.

Eine Maßnahme, Einsparpotenziale im Bauwesen zu erschließen, ist (in Nordrhein-Westfalen seit 1999) die Förderung der Passivhausbauweise, bzw. des 3-Liter-Haus-Standards in Solarsiedlungen im Rahmen der REN-Breitenförderung (Rationelle Ernergieverwendung und Nutzung unerschöpflicher Energiequellen).

Passivhäuser sind eine Weiterentwicklung von Niedrigenergiehäusern. Sie sind durch passive Maßnahmen wie Ausrichtung zur Sonne, große Dämmstärken, eine luftdichte Bauweise und eine kontrollierte Wohnungslüftung mit Wärmerückgewinnung so optimiert, dass der Heizenergiebedarf unter 15 kWh/m²a (entspricht 1,5 l Heizöl/m²a) sinkt. Der Einsatz einer konventionellen Heizung wird überflüssig. Passivhäuser verbrauchen nur noch 6 % des Heizenergiebedarfs eines durchschnittlichen Gebäudes im Bestand und lediglich ein Viertel des Bedarfs eines Gebäudes, das nach der aktuellen Energieeinsparverordnung gebaut wurde.

3-Liter-Häuser sind optimierte Niedrigenergiehäuser, die noch eine Heizanlage benötigen. Sie werden in Nordrhein-Westfalen gefördert, wenn sie in einer der „50 Solarsiedlungen in NRW“ stehen und weitere Anforderungen in Bezug auf aktive Solarenergiegewinnung erfüllen.

Energiesparende Bauweisen werden immer wichtiger. Bundesweit wurden seit der Fertigstellung des ersten Passivhauses in Darmstadt-Kranichstein 1991 bis heute etwa 3000 Passivhäuser gebaut.

Durch die Förderung im REN-Programm hält das Land Nordrhein-Westfalen eine Vorreiterrolle in Bezug auf die Verbreitung der Passivhausbauweise. Seit Beginn der Passivhausförderung 1999 sind bereits über 300 Projekte mit insgesamt 700 Wohneinheiten in Passivhausbauweise oder als 3-Liter- Häuser entstanden. Darüber hinaus hat das Land einen Passivhauswettbewerb ins Leben gerufen, der eine ganze Siedlung mit 50 Wohneinheiten in Leverkusen initiiert hat.

Dank der größeren Anzahl von Passivhäusern ließen sich Konstruktionen und Detaillösungen in allen Bauweisen – vom traditionellen Mauerwerksbau bis zum vorgefertigten Holzrahmenbau – weiter entwickeln. Angesichts der Vielzahl der Möglichkeiten wird die Qualitätssicherung immer wichtiger, damit Baufamilien oder Käufer/innen auch die Sicherheit haben, dass ihr Gebäude tatsächlich „funktioniert“ und einen hohen Wohnkomfort bietet.

Die Fortbildung der Handwerker, Techniker, Ingenieure und Architekten, die in Zukunft vermehrt energieeffiziente Gebäude bauen werden, ist zentral für den Erfolg dieser Bauweise. Die Planenden und Ausführenden benötigen fundiertes Wissen, um den fachgerechten Bau eines Passivhauses zu gewährleisten. Der vorliegende Leitfaden soll dieses Wissen vermitteln. Er ist entsprechend dem in der HOAI beschriebenen Planungsablauf aufgebaut und gibt zu allen Phasen des Bauablaufs Empfehlungen und Entscheidungshilfen. Er weist auf Fehlerquellen hin und gibt Empfehlungen dazu, wie sie sich vermeiden lassen. Die im Leitfaden beschriebenen Mittel zur Qualitätskontrolle haben sich auch bei energetischen Sanierungen mit Passivhauskomponenten bestens bewährt.

Der vorliegende Leitfaden dient dazu, immer wieder gestellte Fragen zu beantworten, und die Akzeptanz der Passivhausbauweise insgesamt zu erhöhen. Darüber hinaus soll er Initiatoren, Planer und Nutzer auf den großen Stellenwert des Themas aufmerksam machen und zur Nachahmung anregen.



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