Zeitz, Jana Friederike
Jana Friederike Zeitz, M.Sc. Geography
(area of specialisation: Urban and Regional Development Management)

Studied Geography with specialisation on Urban and Regional Development at the Department of Geography, Ruhr University Bochum.
Research interests:
- The right to the city
- Social and spatial inequality
- Urban and neighbourhood development planning
- Housing market and allocation strategies
Contact:
Phone: + 49 (0) 231 9051-244
E-Mail: jana.zeitz@ils-research.de
Migrationsquoten sind das falsche Instrument
In den vergangenen Tagen wird die Einführung einer „Migrationsquote“ an Schulen in Deutschland diskutiert. Was als einfache Lösung verkauft wird, ist weder umsetzbar noch zielführend – und lenkt vom Kern des Problems ab: von Defiziten und Ungerechtigkeiten im deutschen Bildungssystem.
„Wer mehr soziale und ethnische Mischung an Schulen will, kann diese nicht einfach per Quote verordnen“, erläutert ILS-Wissenschaftlerin Dr. Isabel Ramos Lobato, die die Entstehung von Schulsegregation erforscht. Schulsegregation, also die ungleiche Verteilung von Kindern mit unterschiedlichen Bildungsvoraussetzungen, hat ganz unterschiedliche, mitunter komplexe Ursachen. Die zunehmende Segregation von Wohnvierteln spielt eine Rolle, aber auch das selektive Schulwahlverhalten von Eltern aus der Mittelschicht, die genau wissen, wie sie ihren Kindern einen Platz einer vermeintlich ‚guten‘ Schule verschaffen. Hinzu kommen institutionelle Regelungen wie Aufnahmekriterien, etwa bei öffentlich geförderten konfessionellen Schulen oder Schulangebote, die exkludierend wirken können, etwa teure Ausflüge.
„Wer Segregation entgegenwirken will, müsste also zum einen für mehr Mischung in den Wohnvierteln sorgen, aber vor allem die Möglichkeiten für Eltern einschränken, die Schule selbst zu wählen“, so Ramos Lobato. Zum Beispiel könnten Schulanmeldungen zentral gesteuert und die Einzugsbereiche angepasst werden – alles Maßnahmen, die bislang am Widerstand genau jener Eltern scheitern, die sich oft am lautesten über Schulen mit einem geringen Anteil an Deutsch-Muttersprachlern beschweren: Eltern aus der eher begüterten Mittelschicht. Und noch etwas wird oft vergessen: Kinder mit Migrationshintergrund sind keine homogene Gruppe.
Mischung ist zudem kein Selbstläufer. Die Forschung zeigt, dass in sozial oder ethno-kulturell gemischten Schulen nicht automatisch mehr Zusammenhalt entsteht. Es kann auch zu Spannungen und Ausgrenzung kommen, zum Teil zu segregierten Schulklassen – nicht selten meiden ressourcenschwächere Eltern deshalb bewusst die vermeintlich ‚besseren‘ Schulen.
Anstatt über wirksame Rezepte gegen Bildungsbenachteiligung zu diskutieren, blendet die aktuelle Debatte und die damit einhergehende pauschale Problematisierung der sehr heterogenen Gruppe „Kinder mit Migrationshintergrund“ strukturelle Ursachen von Bildungsungleichheit komplett aus: den mitunter dramatischen Mangel an Lehrer*innen und Kitaplätzen, die unzureichende Nachmittagsbetreuung sowie ein System, das in hohem Maße auf die Mitwirkung der Eltern angewiesen ist – und damit Ungleichheit immer wieder reproduziert.
„Statt Symbolpolitik brauchen wir eine entschlossenere Umverteilung von Ressourcen. Nur so können Schulen alle Kinder bestmöglich fördern“, so Ramos Lobatos Fazit.
Weiterführende Veröffentlichungen
Ramos Lobato, Isabel; Groos, Thomas (2019): Choice as a duty? The abolition of primary school catchment areas in North Rhine-Westphalia/Germany and its impact on parent choice strategies. In: Urban Studies 56, 15, 3274–3291. https://doi.org/10.1177/0042098018814456.
Ramos Lobato, Isabel (2023): Soziale Entmischung in der Grundschule – Wie die Wahl der Eltern Segregation verstärkt. Unter Mitarbeit von Wettlaufer, Andreas; Farwick, Andreas; Hanhörster, Heike. ILS-Trends 03/2023. Dortmund. https://doi.org/10.58122/b0hj-cn55.
Hanhörster, Heike; Lobato, Isabel (2025): Segregation an Grundschulen: Strukturen und Praktiken institutioneller Diskriminierung. In: Berichte. Geographie und Landeskunde 98, 2/3, 160–185. https://doi.org/10.25162/bgl-2025-0013.
ILS beim Dortmunder Dialog 90 zur IGA 2027
„Blumenzauber oder Stadtentwicklung? – Was bleibt, wenn die Blumen verblüht sind?“ – diese Frage diskutierten am vergangenen Mittwochabend (2. Juli) Expert*innen der Stadt-, Regional- und Wirtschaftsentwicklung beim Dortmunder Dialog über die Internationale Gartenausstellung 2027 im Ruhrgebiet. Mit dabei waren auch Prof. Dr.-Ing. Thomas Weith, Forschungsgruppenleiter am ILS, sowie Thomas Reichling (Stadt Dortmund) und Adam Cieplinski (IHK zu Dortmund). Moderiert wurde die Veranstaltung durch Dr. Hans-Werner Franz von der GFS Gesellschaft zur Förderung des Strukturwandels in der Arbeitsgesellschaft. Mehr…
ILS beim Dortmunder Dialog 90 zur IGA 2027
„Blumenzauber oder Stadtentwicklung? – Was bleibt, wenn die Blumen verblüht sind?“ – diese Frage diskutierten am vergangenen Mittwochabend (2. Juli) Expert*innen der Stadt-, Regional- und Wirtschaftsentwicklung beim Dortmunder Dialog über die Internationale Gartenausstellung 2027 im Ruhrgebiet. Mit dabei waren auch Prof. Dr.-Ing. Thomas Weith, Forschungsgruppenleiter am ILS, sowie Thomas Reichling (Stadt Dortmund) und Adam Cieplinski (IHK zu Dortmund). Moderiert wurde die Veranstaltung durch Dr. Hans-Werner Franz von der GFS Gesellschaft zur Förderung des Strukturwandels in der Arbeitsgesellschaft.
Auf Einladung der GFS waren rund 70 Teilnehmenden in das Nahverkehrsmuseum Dortmund direkt neben dem zukünftigen Dortmunder IGA-Ausstellungsgelände im Stadtteil Huckarde gekommen. Rund um die ehemalige Kokerei Hansa und den Deusenberg wird mit dem „Zukunftsgarten“ ein großräumiges Stadtentwicklungsprojekt mit hoher Freiraumqualität realisiert. Auch die historische Straßenbahn wird dazu reaktiviert. Die Teilnehmenden waren besonders daran interessiert, mehr über die Nachnutzung des Geländes nach der IGA und den Mehrwert für kommende Generationen zu erfahren. „Die IGA eröffnet durch die Mischung aus Ausstellungsarealen, den Blick auf bereits Erreichtes und lokalen Garteninitiativen die Möglichkeit, gemeinsam für die Region einen wichtigen Schritt vorwärts im Bereich der Grünen Infrastruktur zu gehen“, so Prof. Dr. Weith vom ILS. Das ILS wird durch verschiedene Aktivitäten den IGA-Entwicklungsprozess weiter begleiten.
Schluss mit Stillstand: Wie Brachflächen gemeinsam entwickelt werden können
Eine große Industriebrache oder die kleinere Fläche eines ehemaligen Innenstadt-Parkhauses – Flächen wie diese bieten große Potentiale für innovative Nutzungen, die ökologisch, sozial und kulturell nachhaltig gestaltet werden können. Beim Fachforum „Wohnen macht Stadt“ wurde am vergangenen Dienstag (1. Juli) im Baukunstarchiv NRW in Dortmund über die gelingende Umnutzung von Brachflächen und ihre Impulse für das Quartier diskutiert. Mehr…
Schluss mit Stillstand: Wie Brachflächen gemeinsam entwickelt werden können
Eine große Industriebrache oder die kleinere Fläche eines ehemaligen Innenstadt-Parkhauses – Flächen wie diese bieten große Potentiale für innovative Nutzungen, die ökologisch, sozial und kulturell nachhaltig gestaltet werden können. Beim Fachforum „Wohnen macht Stadt“ wurde am vergangenen Dienstag (1. Juli) im Baukunstarchiv NRW in Dortmund über die gelingende Umnutzung von Brachflächen und ihre Impulse für das Quartier diskutiert.
Nach der Begrüßung durch Ralf Zimmer-Hegmann (ILS), Christian Meyer (Referat Stadtumbau und Stadtentwicklung, MHKBD) und Oliver Schreiber (Referat Modernisierungs- und Quartiersförderung, MHKBD) stellte die Stadtbaurätin der Stadt Aachen, Frauke Burgdorff, als Einstieg in das Thema verschiedene Projekte aus Aachen vor, bei denen durch die Einbindung verschiedener Akteur*innen innerstädtische Flächen „recycelt“ werden konnten.
Das erste ausführlichere Praxisbeispiel kam aus Bocholt. Eva-Maria Scheper (Koordinierungsstelle Technischer Bereich/Kubaai, Stadt Bocholt) und Dr. Stefan Jägering (Vorstand, WohnBau Westmünsterland eG) stellten das Projekt „Kubaai“ vor. Auf einem großen Areal zwischen Innenstadt und Aasee, auf dem lange Textilwirtschaft betrieben wurde, entsteht ein neuer Mix aus Wohnen, Erholung, Kultur, Wissenschaft und Arbeiten. Das Projekt war von Anfang an partizipativ angelegt. Auch das zweite Beispiel aus Leverkusen zeichnet sich durch die frühe Einbindung der Bürgerschaft und verschiedener lokaler Akteur*innen aus. Auf einer Industriebrache entstand mit der „Neuen Bahnstadt Opladen“ ein Quartier, dass neben der Schaffung von Wohnraum und Arbeitsplätzen auch auf entsiegelte Freiräume zur Erholung setzt. Alfonso López de Quintana (Geschäftsführer Neue Bahnstadt Opladen) und Stefan Karl (Fachbereichsleiter Stadtplanung, Stadt Leverkusen) berichteten den Teilnehmenden aus dem Projekt.
Die vorgestellten Beispiele eint die enge Kooperation von Kommunen und Wohnungswirtschaft, von zivilgesellschaftlichen Initiativen und lokalen Akteur*innen, die in gemeinsamer Zusammenarbeit die ehemaligen Brachflächen zu multifunktionalen Quartieren mit hoher Aufenthaltsqualität transformiert haben. Einig waren sich die Expert*innen, dass solche Projekte Durchhaltevermögen und politischen Rückhalt brauchen. In der Kooperation und Vernetzung regionaler Akteur*innen steckten aber viele Potentiale und oftmals auch der Schlüssel zum Gelingen der Projekte. Was bleibt sind nicht nur ökologisch, sozial und kulturell nachhaltig gestaltete Orte, sondern auch die neu geschaffenen Netzwerke.
Die Veranstaltungsreihe „Wohnen macht Stadt“ in Kooperation mit dem Ministerium für Heimat, Kommunales, Bau und Digitalisierung des Landes NRW stellt regelmäßig die Frage, wie sich zukunftsfeste Quartiere gemeinsam – im Rahmen einer integrierten Stadt- und Quartiersentwicklung – schaffen und erneuern lassen. Weitere Informationen zum Fachforum finden Sie hier. Dort können Sie sich auch für den Newsletter zur Veranstaltung eintragen.