neugenutzt. Neuigkeiten zur Transformation großer Handelsimmobilien

Ausgabe 02/2024

© Nina Hangebruch / ILS

Liebe Leser*innen,

in den letzten Wochen standen die Warenhausschließungen aus der nunmehr dritten Insolvenz des Galeria-Konzerns an. Damit hat sich die Zahl der früheren Karstadt- und Kaufhof-Warenhäuser seit 2020 mehr als halbiert. Mit Richard Baker und Bernhard Beetz haben sich zwei Investoren gefunden, die das Unternehmen Galeria von der insolventen Signa-Gruppe übernehmen und weiterführen. Es bleibt spannend, ob und wie dies gelingen wird.

Unser Projekt des Monats führt uns diesmal nach Frankfurt (Oder). Dort wurde ein kleines Kaufhausgebäude aus DDR-Zeiten saniert und umgenutzt. Aus unserer Sicht ein gutes Beispiel für frühere Handelsimmobilien, die nicht gleich die Dimension eines Warenhauses erreichen.

In der Rubrik Zahl des Monats geht es um die 73 Hertie-Standorte, die 2009 insolvenzbedingt geschlossen wurden. 15 Jahre später werfen wir einen Blick darauf, was aus den Gebäuden geworden ist.

Mit der Frage des Monats möchten wir Ihre Rückmeldungen aus der letzten Umfrage aufgreifen. Die große Resonanz aus Ihren Reihen hat gezeigt, dass eine große Herausforderung bei der Umnutzung ehemaliger Einzelhandelsgroßimmobilien im Umgang mit den (bisherigen) Immobilieneigentümern und deren Kaufpreisvorstellungen liegt. Wären Sie an einem Austausch dazu interessiert?

Die Rubrik Medien & Aktuelles führt uns zum kürzlich abgeschlossenen Insolvenzverfahren von Galeria Karstadt Kaufhof und zu den neuen Investoren. Wir geben Ihnen ein Update zur aktuellen Lage.

In der Rubrik Studien & Veranstaltungen weisen wir auf eine derzeit laufende, sehenswerte Ausstellung in Mettingen hin, die die Geschichte der Textilkaufhäuser von C&A nachzeichnet.

Wir wünschen Ihnen eine angenehme Lektüre und sind bei Fragen zum Thema gern für Sie da!

Nina Hangebruch, ILS

© Nina Hangebruch / ILS

© Nina Hangebruch / ILS

Blok O

Blok O – das ist eine unkonventionelle Mischung von Café, Coworking-Space und Bank in einem kleinen Kaufhausgebäude in Frankfurt (Oder), das jahrelang ungenutzt war. Das 1963 eröffnete Kaufhaus mit ehemals rd. 800 m² Verkaufsfläche auf zwei Ebenen liegt in exponierter Lage an der Karl-Marx-Straße, der vom sozialistischen Städtebau der späten 1950er Jahre geprägten Haupterschließungsachse durch die Innenstadt.

In den Baublöcken O, P und Q, nur 2 km von der polnischen Nachbarstadt Słubice entfernt, befanden sich ehemals drei markante Kaufhausgebäude. Das in Block O gelegene HO-Kaufhaus vertrieb Kinderbekleidung, Spielwaren, Kindermöbel, Kinderwagen etc. Es war weit über die Stadt hinaus bekannt und seit den 1960er Jahren eine Institution in Frankfurt (Oder).

Nach der Wende zogen zunächst ein Schuhfachmarkt und ein Modemarkt in das Gebäude. Später wurden die Verkaufsflächen verkleinert und Teilflächen an ein Reisebüro und ein Sonnenstudio vermietet. Der Schuhmarkt ging, ein Elektrofachmarkt folgte. Dann standen die Verkaufsflächen angesichts des hohen Sanierungsbedarfs und der ausbleibenden Nachfrage nach Handelsflächen viele Jahre leer. Denn das erhebliche Verkaufsflächenwachstum an anderen Stellen im Stadtgebiet, der Fortzug junger Menschen sowie die hohe Zahl an Auspendelnden nach Berlin führten zu anhaltenden Frequenzrückgängen und Funktionsverlusten im Zentrum.

Auf der Suche nach einem neuen Standort ergriff die Sparda Bank Berlin e. G. schließlich die Initiative für die Umnutzung des Gebäudes. Ein neues Konzept sollte rückläufige Kund*innenzahlen auffangen und neue Zielgruppen gewinnen. Das ehemalige Kinderkaufhaus war allein für den Flächenbedarf der Bank jedoch zu groß. Gemeinsam mit dem Coworking-Anbieter St. Oberholz gelang die Umnutzung des Gebäudes mit einer Kombination von Bank, Coworking, Café mit Außengastronomie und Eventflächen.

Das im Jahr 2018 realisierte Nutzungskonzept heißt BLOK O, entsprechend der früheren Lagebezeichnung. Die polnische Schreibweise unterstreicht die Verbindung der Städte Frankfurt (Oder) und Słubice. Mit wechselnden Events werden Gründende der Europa-Universität Viadrina, Freelancer und Berlin-Pendelnde sowie Firmen, die temporär Flächen suchen, adressiert.

Die Umnutzung zeichnet sich durch Multifunktionalität und Nutzungsflexibilität aus. Ein großer Teil der Flächen wird gemeinschaftlich genutzt. Im EG befinden sich die Coworking-Flächen und das Café. Ein Front-Desk-Manager, angestellt bei der Bank, übernimmt einfache Bankgeschäfte, betreut den Coworking-Space und fungiert gleichzeitig als Barista. Die Arbeits- und Besprechungsräume können tage- und stundenweise gebucht werden – sowohl von den Mitarbeitenden der Bank als auch im Rahmen des Coworkings. Die lockere Atmosphäre und offene Gestaltung heben sich deutlich von den üblichen Geschäftsräumen anderer Banken ab, ohne dabei die für Geldinstitute verbindlichen Sicherheitsstandards aufzugeben.

Inzwischen funktioniert die Nutzungsmischung sehr gut. Sie brauchte aber eine Phase der Annäherung und Eingewöhnung und nachträgliche Optimierungen im Raumprogramm. Die ursprünglich in das Café bzw. den Coworking-Space integrierten Geldautomaten und Selbstbedienungsterminals störten die Arbeitsruhe. Gleichzeitig befürchteten die Kundschaft der Bank und Mitarbeitende einen Diskretions- und Seriositätsverlust durch die offene Raumgestaltung. Die Integration in das Café schränkte zudem die Zugänglichkeit der Automaten zeitlich sehr ein, so dass ein separater SB-Bereich geschaffen wurde.

Der Umbau des als Stahlbetonskelettbau errichteten Gebäudes macht die Historie des Gebäudes sichtbar. Die ursprüngliche Farbgebung spiegelt sich nun sowohl in der Erneuerung der Außenfassade als auch in der Gestaltung und Möblierung der mit historischen Fotos geschmückten Innenräume wider.

Mit BLOK O hat die Sparda-Bank einen Impuls zur Attraktivitätssteigerung der Karl-Marx-Straße gesetzt. Eine große Sonnenterrasse öffnet das Gebäude zum öffentlichen Raum und schafft Besuchsanreize. Mit kulturellen Veranstaltungen (Konzerte, Talkrunden oder Lesungen) und einem 24/7 Zugang für den Coworking-Space ist das Gebäude weit über die Präsenzzeiten der Bank hinaus belebt.

Weitere Informationen zum Projekt finden Sie hier.

© Nina Hangebruch / ILS

© Nina Hangebruch / ILS

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© Nina Hangebruch / ILS

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© Nina Hangebruch (Archiv)

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15

15 Jahre liegt die Insolvenz der Hertie Warenhaus GmbH und die damit einhergehende Schließung von 73 Warenhäusern bundesweit zurück. Wir werfen einen Blick zurück und schauen, was aus den Häusern geworden ist:

  • Niedergang: Es begann im Herbst 2004 mit der Ausgliederung von 75 kleineren Karstadt-Warenhäusern mit weniger als 8.000 qm Verkaufsfläche in die Sparte Karstadt Kompakt. 2005 wurde Karstadt Kompakt einschließlich 64 Immobilien an ein Konsortium unter Führung des britischen Finanzinvestors Dawnay Day verkauft. Dieser erwarb auch die Namensrechte an der 1994 mit Karstadt fusionierten Hertie Waren- und Kaufhaus GmbH und benannte die Filialen 2007 allesamt in Hertie um. Während Investitionen in das Warenhausgeschäft ausblieben, trennte Dawnay Day das Warenhausgeschäft vom Immobiliengeschäft. Trotz Umsatzrückgängen im Warenhausgeschäft wurden die Mieten für sämtliche Filialen im eigenen Besitz erhöht. In dieser Zeit wurden zwei Filialen geschlossen und veräußert, eine weitere Filiale verlagert. Im Zuge der Finanzkrise 2008 geriet Dawnay Day in finanzielle Bedrängnis. Auf die Insolvenz der Muttergesellschaft folgte 2008 die Insolvenz von Hertie.
  • Geschäftsaufgaben: Im Laufe des Jahres 2009 wurden alle Warenhäuser geschlossen. Die anschließende Drittverwertung der zu mehr als 80 % in den 1960er und 1970er Jahren eröffneten Immobilien verlief schleppend. Maßgeblich dafür war das komplexe Firmenkonstrukt von Dawnay Day mit mehreren hundert Sub-Gesellschaften, die allesamt insolvent waren. Hinzu kamen überhöhte Buchwerte für die Immobilien, die die Kaufverhandlungen mit der Deutschen Bank in London, die 2005 den Verkauf von Karstadt Quelle an Dawnay Day finanziert hatte, erschwerten und den Umnutzungsprozess verzögerten.

    Die Schließungen betrafen in 48 Fällen Mittelzentren, in 19 Fällen Stadtteilzentren von Oberzentren, fünfmal Innenstadtzentren von Oberzentren und in einem Fall ein Grundzentrum. NRW war das von der Hertie-Insolvenz am stärksten betroffene Bundesland; hier lagen 37 der 73 geschlossenen Filialen.
  • Nachnutzungen: Nach eigenen Recherchen ist nach nunmehr 15 Jahren für 70 von 73 Standorten eine Nachnutzung gefunden. Diese ist in 63 Fällen auch bereits realisiert. Drei Projekte sind noch im Bau bzw. Umbau und vier weitere in konkreter Planung. 35 Gebäude konnten im Bestand umgenutzt werden, an 28 Standorten wurde bzw. wird ein Abbruch und Neubau verfolgt.

    Viele Nachnutzungen gehen auf die 2010er Jahre zurück, als noch deutlich mehr Einzelhandelsflächen als heutzutage nachgefragt wurden. So wurden an 40 Standorten, also in 55 % aller Fälle reine Einzelhandelsnutzungen realisiert. An sechs Standorten entstanden SB-Warenhäuser, an sieben weiteren Fachmarktzentren mit Angebotsschwerpunkten in der Nahversorgung und ergänzenden discount-orientierten Warengruppen, an 15 Standorten klassische Shopping Center mit vorwiegend innenstadtrelevanten Sortimenten. Diese Nachnutzungskonzepte sind heute so nicht mehr möglich und auch nicht mehr sinnvoll. Der Wandel im Handel macht zudem vor den bereits realisierten Nachnutzungen nicht Halt: Verschiedenen Orts haben sich vorrangig einzelhandelsbasierte Nachnutzungen als nicht nachhaltig erwiesen, die Verkaufsflächen waren teils nie vollständig vermietet oder sind durch anhaltende Fluktuation gekennzeichnet. In Einzelfällen sind bereits wieder Restrukturierungen erfolgt.

    Als zukunftsfähiger erweisen sich hingegen die 30 nutzungsgemischten Transformationsvorhaben. Auch hier wurde mit Ausnahme von zwei Projekten überall Einzelhandel realisiert, allerdings immer ergänzt um andere Nutzungen wie Büro und Verwaltung, Bildung und Kultur, Fitness sowie in 16 Fällen auch Wohnungen. Hier zeigt sich, dass Mixed-Use-Konzepte mit ihrem vielschichtigen Mieterbesatz resilienter gegenüber künftigen Nutzungsveränderungen sind. Bricht ein Nutzungsbaustein weg, muss lediglich dieser ersetzt werden, nicht aber das gesamte Konzept.

    Neunmal haben sich die jeweils betroffenen Kommunen für einen Immobilienerwerb entschieden. Der Ankauf erfolgte zumeist als kommunaler Zwischenerwerb, um die Gebäude bzw. Grundstücke an einen Investor bzw. Projektentwickler weiterzuveräußern. Durch den Zwischenerwerb gelang es vielen Kommunen, nicht nur die Verfügungsgewalt über die Gebäude zu gewinnen, sondern auch eine in ihrem Sinne stehende Innenstadtentwicklung anzustoßen.
  • Schlussfolgerungen: Auf die Insolvenz von Hertie und Dawnay Day folgte 2009 die Insolvenz von Arcandor (zuvor Karstadt Quelle). Diese Insolvenz ging ebenso wie die drei zurückliegenden Insolvenzverfahren von Galeria Karstadt Kaufhof nicht nur auf das sich wandelnde Konsumverhalten und die Marktanteilsverluste der Warenhäuser allgemein zurück, sondern auch auf firmeninterne Fehlentscheidungen im Warenhausgeschäft, auf die Trennung von Warenhausgeschäft und Immobiliengeschäft sowie überhöhte Mieten, die das Warenhausgeschäft erschwerten, aber die Buchwerte der Immobilien nach oben trieben.
Linden-Karree, Gelsenkirchen-Buer © Nina Hangebruch (Archiv)

Wohn- und Geschäftshaus am Markt, Lünen
© Nina Hangebruch (Archiv)

Neue Höfe, Herne © Nina Hangebruch (Archiv)

Neue Höfe, Herne
© Nina Hangebruch (Archiv)

Linden-Karree, Gelsenkirchen-Buer © Nina Hangebruch (Archiv)

Linden-Karree, Gelsenkirchen-Buer
© Nina Hangebruch (Archiv)

© Nina Hangebruch (Archiv)

Sind Sie dabei?

Die Rückmeldungen auf unsere letzte Frage des Monats nach den größten Herausforderungen bei der Umnutzung früherer Einzelhandelsgroßimmobilien in Ihrer Kommune haben gezeigt, dass eine große Schwierigkeit vielerorts der Umgang mit den (bisherigen) Immobilieneigentümern ist – oft verbunden mit Kauf- bzw. Mietpreisvorstellungen, die Umnutzungen blockieren oder mit tradierten Nutzungsvorstellungen, die nicht mehr realisierbar sind.

Wir regen daher einen Erfahrungsaustausch zu diesem Thema an – gezielt für Kommunen, die dort ihre Probleme, aber auch Lösungsansätze für die Kooperation mit schwierigen Immobilieneigentümern schildern können. Denn das Teilen von Erfahrungen und das Lernen von den Erfahrungen anderer bringt häufig den entscheidenden Impuls, eine scheinbar festgefahrene Situation zu überwinden.

    Haben Sie Interesse, an diesem Erfahrungsaustausch teilzunehmen?

    Gern greifen wir auch Ihre Ideen auf, um in einen Austausch zum Thema zu kommen. Schreiben Sie uns gern, wenn Sie eine Idee für ein Format haben:

    © Nina Hangebruch (Archiv)

    © Nina Hangebruch (Archiv)

    Nach der Galeria-Insolvenz

    Galeria Karstadt Kaufhof hatte zu Jahresbeginn erneut einen Insolvenzantrag gestellt. Das inzwischen abgeschlossene Insolvenzverfahren des Galeria-Konzerns war das dritte innerhalb von weniger als vier Jahren. Die andauernde Krise des Unternehmens ist besonders für die Mitarbeiter*innen, aber auch für alle in den Innenstadtzentren handelnden Akteur*innen sehr belastend. Aufbauend auf den Berichten aus den Fachmedien sowie der überörtlichen Tagespresse fassen wir die aktuelle Situation zusammen:

    • Insolvenzverfahren: Der dritte Insolvenzantrag folgte nur knapp neun Monate nach Abschluss des zweiten Insolvenzverfahrens. In den beiden vorausgehenden Insolvenzverfahren war eine Sanierung in Eigenregie erfolgt mit dem Ziel, das Unternehmen mit dem bisherigen Eigentümer Signa fortzuführen. Nun ist im Rahmen einer Regelinsolvenz die Loslösung von der ebenfalls insolventen Signa-Gruppe von René Benko und ein Verkauf des Unternehmens erfolgt.
    • Investoren: Bei den neuen Eigentümern handelt es sich um ein Konsortium aus der US-Investmentgesellschaft National Realty and Development Corp (NRDC) des Unternehmers Richard Baker und der Gesellschaft BB Kapital SA von Bernhard Beetz, die das Unternehmen entsprechend des von der Gläubigerversammlung beschlossenen Insolvenzplans sanieren wollen. Bereits 2015 war Baker mit HBC Eigentümer von Kaufhof, gliederte die Immobilien aus und setzte ein Sale-and-Lease-Back-Geschäft auf, bei dem Kaufhof die Gebäude zu (hohen) Indexmieten zurückmietete. Die Schieflage bei Kaufhof und der Rückzug von HBC führten dann zum Verkauf an Signa und zur Fusion von Karstadt und Kaufhof. Der Businessplan von Baker und Beetz baut auf der kompletten Entschuldung der Häuser sowie einer deutlich optimierten Kostenstruktur auf der Mieten- und Personalseite auf.
    • Filialschließungen: Im August 2024 wurden insgesamt neun Standorte dauerhaft geschlossen. Betroffen sind: Karstadt Augsburg, Kaufhof Berlin-Ringcenter, Karstadt Berlin-Tempelhof, Kaufhof Chemnitz, Karstadt Essen, Karstadt Leonberg, Kaufhof Regensburg (Neupfarrplatz), Kaufhof Trier (Fleischstraße), Kaufhof Wesel. Ab September 2024 betreibt Galeria noch 83 Filialen, davon 18 in NRW. Mit Blick auf die seit 2020 erfolgten Schließungen hat sich der Warenhausbestand in NRW seit 2020 um 26 Standorte reduziert.
    • Staatshilfen: Die Bundesregierung hat Galeria im Rahmen der ersten beiden Insolvenzverfahren mit 680 Millionen Euro unterstützt. Lediglich 40 Millionen Euro wurden zurückgezahlt. Angesichts der zahlreichen Geschäftsaufgaben und Entlassungen, der neuerlichen Insolvenz und des Verkaufs des Unternehmens ist damit ein Großteil des öffentlichen Geldes vergeblich investiert worden.
    • Schlussfolgerungen: Die dritte Insolvenz von Galeria macht deutlich, dass es keine dauerhafte Betriebsgarantie für Warenhäuser gibt. Auch in den Kommunen, in denen noch ein Warenhaus geführt wird, ist es somit sinnvoll, über alternative Nutzungen nachzudenken, um im Falle des Falles vorbereitet zu sein. Das mögliche Nachnutzungsspektrum ist breit. Patentrezepte gibt es nicht, aber es gibt gute Beispiele für Wohnen, Kultur, Freizeit, Bildung, Sport, Gesundheit, Hotel und vieles mehr in früheren Warenhausgebäuden, die Mut für Veränderung machen.
    © Zv0486~commonswiki, CC-BY-SA-3.0

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    © Nina Hangebruch (Archiv)

    © Nina Hangebruch (Archiv)

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    © Kungfuman, CC-BY-SA-4.0

    © Nina Hangebruch / ILS

    © Nina Hangebruch (Archiv)

    Draiflessen Collection

    Die Draiflessen Collection in Mettingen zeigt noch bis zum 20.10.2024 die Ausstellung MAßSTÄBLICH. Die Geschichte der C&A-Kaufhäuser in Modell und Bild. Ausgestellt ist eine Auswahl von rd. 100 Architekturmodellen von C&A-Kaufhäusern, die sich in der Sammlung der Draiflessen Collection befinden. Die Modelle stammen größtenteils vom Architekturbüro Nattler, ehemals E. A. Gärtner/R. Stiens, das seit den 1950er Jahren über 170 Kaufhäuser für C&A entworfen hat. Viele Gebäude werden heute noch von C&A genutzt, wurden aber mehrfach umgebaut. Andere sind heute bereits umgenutzt oder abgebrochen.

    Darüber hinaus verfügt das Archiv über zahlreiche Fotografien und Dokumente zu den jeweiligen Häusern, die viele Geschichten rund um die Gebäude erzählen. Denn nicht nur die Warenhäuser, auch die Kaufhäuser waren seit Generationen Anziehungspunkte in den Innenstadtzentren und prägten ihr Erscheinungsbild. Während Karstadt, Kaufhof, Hertie und Horten stark in der Öffentlichkeit präsent waren, ging es bei dem bis heute in Familienbesitz befindlichen Unternehmen C&A deutlich ruhiger zu.

    Mit Blick auf den Nutzungswandel in den Innenstadtzentren ist die Ausstellung in Mettingen durchaus spannend: Denn waren die Architekturmodelle ursprünglich ein Mittel zur Visualisierung einer möglichen, gebauten Zukunft, so wirken sie nun als historische Zeugnisse für ein Artefakt vergangener Zeiten. Deshalb ging es im Rahmen eines Diskussionsforums im Kontext der Ausstellung am 04.07.2024 unter Leitung von Stephan Zech (Verein für Baukultur Osnabrück) mit Nina Hangebruch (ILS, TU Dortmund), Thomas Höxtermann (Nattler Architekten) und Lars Heese (Redevco Immobilien) – gezielt um Perspektiven und Entwicklungspotenziale früherer Kauf- und Warenhäuser und ihre Drittverwendung.

    Die Ausstellung wird abgerundet durch verschiedene Filmbeiträge und Führungen durch die Ausstellung. Ein Buch zum Thema ist in Vorbereitung. Das Museum selbst ist in einem ehemaligen Betriebsgebäude von C&A, in dem früher Prototypen für neue Kollektionen genäht wurden.

    Weitere Informationen finden Sie hier.

    © Nina Hangebruch (Archiv)

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    Carina Wilming

    © Corina Wilming

    © Nina Hangebruch

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    © Nina Hangebruch

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    © AdobeStock_213480180

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    Ihr Kontakt zu uns

    Sie möchten uns Feedback zu unserem Newsletter geben? Sie haben Beratungsbedarf zur Umnutzung einer großen Handelsimmobilie in Ihrer Kommune und denken, dass Ihre Frage auch für andere Kommunen interessant sein könnte und in größerer Runde diskutiert werden sollte?

    Dann melden Sie sich gern bei uns!

    Nina Hangebruch ist Dipl.-Ing. Raumplanung und seit Anfang 2022 im ILS – Institut für Landes- und Stadtentwicklungsforschung für alle Projekte rund um die Transformation großer Einzelhandelsimmobilien zuständig. Mit ihrem Erfahrungsschatz fällt ihr immer ein spannendes Projekt ein, wenn es um interessante Referenzen und Vorbilder geht.
    E-Mail: nina.hangebruch@ils-forschung.de

    Judith Artmann ist Referentin im Ministerium für Heimat, Kommunales, Bau und Digitalisierung Nordrhein-Westfalen und koordiniert seit Januar 2021 die Landesinitiative Zukunft. Innenstadt. Nordrhein-Westfalen. In diesem Netzwerk arbeiten drei Landesministerien und 12 Partnerinstitutionen gemeinsam an der Stärkung der Innenstädte und Zentren.
    E-Mail: judith.artmann@mhkbd.nrw.de

    Monika Syska arbeitet als Projektmanagerin für die IMORDE Projekt- & Kulturberatung GmbH. Das Büro begleitet und unterstützt als Fachberatung der Arbeitsgemeinschaft Innenstadt (vorher Netzwerk Innenstadt NRW) innerhalb des Netzwerkes Innenstadt NRW Kommunen bei den vielfältigen Herausforderungen im Rahmen der innerstädtischen Entwicklung.
    E-Mail: syska@imorde.de